Projekt Kehrichtverbrennungsanlage Thun
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Medienorientierung des Vorstands PRO REGIO THUN vom 8. August 2000
Warum manipuliert der Kanton Bern die Zahlen in der Abfallstatistik?

Beim Vergleich der Zahlen über die Haushaltmengen von brennbaren Abfälle fallen die nachträglich veränderten Jahres-Werte auf Dass von Seiten des BUWAL und der kantonalbernischen Abfallplaner in letzter Zeit immer wieder vom "Abfall- Entsorgungsnotständen" die Rede gewesen ist, hat seinen Grund: Noch immer ist die Verwaltungsgerichtsbeschwerde der starken Thuner KVA Gegnerschaft vor dem Bundesgericht in Lausanne hängig: Bei genauerer Prüfung des Zahlenmaterials und des Sachverhaltes kann nämlich von Entsorgungsengpässen keine Rede sein, vielmehr muss in nicht allzu ferner Zukunft mit KVA Überkapazitäten gerechnet werden.

Noch im Abfall-Leitbild des Kantons Bern aus dem Jahre 1997 sind die brennbaren Siedlungsabfälle (inkl. Gewerbe und Industrie) für das Jahr 1995 mit 330 kg pro Einwohner angegeben worden. In der neuesten Abfallerhebung des Kantons Bern (Juni 2000) stellt die Leserschaft mit Erstaunen fest, dass die Zahl für das Jahr 1995 rückwirkend auf 307 kg pro Einwohner "angepasst" wurde. Bei 941'144 Einwohnern im Kanton Bern entspricht diese "Korrektur" immerhin 21'646 Tonnen, die "neu" im Jahre 1995 weniger angefallen wären. Der Zweck dieser plumpen Zahlenmanipulation liegt auf der Hand: Dadurch kann man heute entsprechend medienwirksam behaupten, es seien im letzten Jahr massiv mehr Abfälle angefallen, als in den vorherigen Jahren! Das Abfallamt des Kantons Bern und das BUWAL würden nun den Abfallnotstand allzu gerne ausrufen, allfällige Prognosen von Unterkapazitäten könnten dann nämlich als willkommenes Argument für den Bau einer KVA in Thun dienen.

Umso peinlicher für die Abfallpropheten, dass der Abfallnotstand bis dato nicht eingetroffen ist und auch nicht eintreffen wird: In Tat und Wahrheit sind die brennbaren Abfälle zwischen 1995 und 1999 nur wenig, nämlich um knapp 4 % gestiegen. Hinzu kommt noch das schwer einschätzbare Volumen der Bauabfälle, wobei die Zahlen darüber lt. Abfall-Leitbild nur Mengenschätzungen sind.

Auch schweizweit trifft die Behauptung, dass die Abfälle in den letzten Jahren massiv zugenommen hätten, nicht zu. Gemäss Abfallstatistik des BUWAL verursachte die Schweizer Bevölkerung im Jahre 1995 insgesamt 3,14 Mio. Tonnen Abfall (inkl. Bauabfälle), 1999 waren es insgesamt 3,17 Mio. Tonnen Abfall, was einer geringfügigen Zunahme von 1 % entspricht (die Zahlen für das laufende Jahr sind noch nicht bekannt).

Die Abfallplaner Kanton Bern (= in Personalunion mit den Planern der KVA Thun) gehen davon aus, dass zurzeit in der Schweiz Verbrennungskapazitäten fehlen. Falls dies tatsächlich der Fall sein sollte (wie oben dargestellt wurde, ist diese Aussage ist zu überprüfen) wird sich dieser Zustand aber in kurzer Zeit ändern, da folgende Verbrennungsanlagen in konkreter Planung oder bereits im Bau sind:

Niederurnen: 50'000 t/Jahr (Inbetriebnahme Herbst 2000)
Fribourg: 88'000 t/Jahr (Inbetriebnahme 2001)
Josefstrasse: 100'000 t/Jahr in Revision geplant
Hinwil: 40'000 t/Jahr in Revision
Winterthur: 60'000 t/Jahr wieder freigegeben
Lausanne: 100'000 t/Jahr (vor Bundesgericht)
Tessin: 100'000 t/Jahr
Monthey: 100'000 t/Jahr (ab 2003) im Bau
Zuchwil, Neubau einer 4. Ofenlinie: ca. 60'000 t/Jahr

Sobald diese Verbrennungsöfen freigegeben sind, wird sich erneut eine mit entsprechenden Kosten verbundene Überkapazität im Abfallsektor einstellen. Ein wichtiges Detail darf nicht vergessen werden: Bekanntlich wird durch die separate Kunststoffsammlung für eine stoffliche oder thermische Verwertung der Heizwert der Abfälle massiv (d.h. um das Drei- bis Vierfache!) gesenkt. Damit könnte die Kapazität und auch die Wirtschaftlichkeit in den bestehenden KVA noch einmal um etwa das Mehrfache der ausgeschleusten Kunststoffe erhöht werden. Das wäre dann nachhaltige Entwicklung in die richtige Richtung.

Dass unter diesen Umständen das Projekt Kehrichtverbrennungsanlage Thun überflüssig wird, versteht sich von selbst.

Mit freundlichen Grüssen

Für Pro Regio Thun
Adrian Straubhaar

Bei Rückfragen ist Frau Elisa Fröhlicher, Tf. 033 335 56 15, gerne bereit, Ihnen die benötigten Auskünfte nach Möglichkeit zu erteilen.


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26.09.2000