SBA-THUN
HOME WHAT'S NEW ARCHIVES GUESTBOOK

PRO REGIO THUN Fredi Flügel 11. April 1998
Bedarfsnachweis SBA Thun

Entgegnung zur 'Richtigstellung' von Dr. Ganguin / GSA betreffend das Thesenpapier der Pro Regio Thun vom 6. Oktober 1997 über freie Verbrennungskapazitäten im Jahr 2000

Die 'Richtigstellung' von Dr. Ganguin ist leider wenig sachlich ausgefallen:
  • er unterstellt uns Unkenntnis und suggeriert damit Inkompetenz
  • er unterstellt uns Manipulation
  • er widerlegt Behauptungen, welche wir gar nicht gemacht haben
  • er operiert mit Halbwahrheiten

Unkenntnis und Manipulation
Der Heizwert von 3,3 Mcal/kg, welcher 'erwiesenermassen' falsch sei, stammt aus der erwähnten Statistik des VSBA im Sommer 1997 (KVA Buchs). Wir haben selbstverständlich angenommen, dass die Statistik auf einem einheitlichen Heizwert basiert. Sollte es zutreffen, dass die zugrunde gelegten Heizwerte um bis zu 28% voneinander abweichen, wäre sie nämlich wenig aussagekräftig.

Eine KVA ist ein Ofen und hat konstruktiv bedingt eine maximale Heizleistung. Wird diese überschritten, so wird der Ofen zu heiss. Das vermindert die Lebensdauer und kann im Extremfall zur Havarie führen. Der Heizwert ist nicht eine Eigenschaft der Anlage, sondern des Brennstoffes. Bei Verbrennung von Öl ist mit der Heizleistung auch der Öldurchsatz gegeben, da der Heizwert von Heizöl kaum variiert. Beim Kehricht aber variiert der Heizwert je nach Zusammensetzung sehr stark. Ist der Heizwert des Kehrichtes hoch, so kann mengenmässig viel weniger verbrannt werden als bei tiefem Heizwert. Es gibt allerdings Grenzen, denn wenn der Heizwert zu tief ist, brennt der Kehricht nicht mehr ausreichend. Eine Statistik der Verbrennungskapazitäten in Tonnen Kehricht pro Jahr macht daher nur Sinn, wenn die Angaben auf einem einheitlichen und bekannten Heizwert basieren, welcher dem Mittel des insgesamt in allen Anlagen verbrannten Kehrichtes entsprechen sollte.

Von 'Manipulation' seitens Pro Regio zu sprechen ist völlig verfehlt: Weder haben wir absichtlich unkorrekte Heizwerte verwendet, noch haben wir basierend auf falschen Heizwerten irgendwelche Schlüsse gezogen. Der Vorwurf der Manipulation trifft allenfalls die Ersteller der Statistik.

Unsere 'falschen' Behauptungen
Wir haben nie gesagt, alle KVA erreichen 90% Verfügbarkeit. Unsere Aussage lautete: "In der Praxis erreichen die meisten KVA Verfügbarkeiten von über 90% (auch die Prognose des BUWAL basiert auf 90% Verfügbarkeit)". Diese Aussage ist korrekt.

Wir haben nie behauptet, dass alle Anlagen problemlos Auslastungen von 120% erreichen. Wir haben erwähnt, dass gemäss Abfallstatistik 1994 (als es noch genügend Kehricht gab) fünf grosse KVA Auslastungen zwischen 110 und 120% erreicht haben und daher Auslastungen von 120% nicht unrealistisch sind. Diese Aussage ist korrekt. In unseren "Prognosen zur Kehrichtentsorgung im Jahr 2000" vom 29.11.1997 haben wir mit einer durchschnittlichen Auslastung von 105% und damit eher vorsichtig gerechnet.

Wir haben nie behauptet, die Anlagekapazität steige bei sinkendem Heizwert bei allen Anlagen proportional. Dass die Anlagekapazität mit sinkendem Heizwert steigt ist aber unbestritten.

Einige Halbwahrheiten
Im Kommentar zur Entwicklung der Abfallmengen behauptet Dr. Ganguin 'die Sackgebühr wurde flächendeckend eingeführt' und schliesst daraus, dass die Abfallmenge nicht weiter abnehmen werde. Die Sackgebühr wurde zwar im Kanton Bern flächendeckend eingeführt, wobei aber die Abfallmenge durch Abfallvermeidung durchaus weiter abnehmen kann und wird. Bezüglich der Bedarfsprognose muss aber die gesamte Schweiz betrachtet werden und hier bestehen für etwa 30 % der Bevölkerung noch keine mengenabhängigen Kehrichtgebühren, so dass noch ein erhebliches Sparpotential besteht.

Dr. Ganguin behauptet, die Verbrennungskapazität der Zementwerke dürfe nicht zur Verbrennungskapazität der KVA hinzugezählt werden, da sie sich nicht konkurrenzieren, sondern ergänzen. Tatsache ist, dass wenn zusätzliche 150'000 Tonnen Industrie- & Gewerbeabfälle in den Zementwerken verbrannt werden (was mit relativ wenig sortier- & Transportaufwand erreichbar und ökologisch äusserst sinnvoll ist), dass dann in den KVA's 150'000 Tonnen weniger verbrannt werden müssen. Da es sich zudem bevorzugt um Fraktionen mit hohem Heizwert handelt, werden die KVA's sogar stärker entlastet, weil der durchschnittliche Heizwert des Kehrichts, welcher durch zunehmende Grünabfuhr und Kompostierung tatsächlich angestiegen ist, wieder deutlich sinken würde.

Dr. Ganguin behauptet wir würden Industrie- & Gewerbeabfälle nicht berücksichtigen. Dies trifft nicht zu. Unsere Prognose basiert auf den offiziellen Statistiken, welche von 1989 bis 1996 im Mittel rund 3% Abnahme der angefallenen Kehrichtmenge ausweisen. Angesichts des noch vorhandenen Sparpotentials wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen, trotz hoffentlich eintretendem Wirtschaftsaufschwung.

Schlussfolgerungen
Die pessimistischen Schätzungen des BUWAL ergeben, dass 1 KVA fehlt. Das BUWAL möchte daher noch 2 KVA's bauen, wovon 1 KVA als Reserve.

Realistische Bedarfsprognosen rechnen mit einem weiteren Rückgang der anfallenden Abfallmengen von etwa 10 % in den nächsten 3 - 4 Jahren. Dies entspricht einem Rückgang von 350'000 Tonnen oder mehr als der Kapazität von 2 KVA's, sodass keine neuen KVA's benötigt werden ( ergibt 1 KVA als Reserve ).

Die Zementwerke möchten 150'000 Tonnen mehr Industrie- & Gewerbeabfälle verbrennen, was ökologisch äusserst sinnvoll wäre. Dadurch reduziert sich der in den KVA's zu entsorgende Abfall entsprechend ( ergibt total 2 KVA's als Reserve).

Die Auslastung der KVA's wurde sehr undurchsichtig und vorsichtig berechnet, wahrscheinlich sind etwa 10 % = 2 KVA's als stille Reserve versteckt ( ergibt total 4 KVA's als Reserve ).

Aus politischen Gründen oder mangels Kehricht stillgelegte Ofenlinien, welche mit wenig Aufwand aktiviert werden könnten (weitere 1 - 2 KVA's, ergibt total mindesten 5 KVA's als Reserve ).

Der Kanton Tessin hat den Bau einer KVA beschlossen, was auch sinnvoll ist ( ergibt total mindestens 6 KVA's als Reserve ).

In der Westschweiz (Freiburg) ist ebenfalls der Bau einer neuen KVA beschlossen ( ergibt total mindestens 7 KVA's als Reserve ).

In der Westschweiz ist in Lausanne eine weitere KVA geplant ( ergibt total mindestens 8 KVA's als Reserve ).


Wie kann man da im Ernst behaupten, dass auch in Thun noch eine KVA gebaut werden muss?


TALK TO US
11.04.1998