SBA-THUN
HOME WHAT'S NEW ARCHIVES GUESTBOOK

Der Bund, 01.03.2001 Ressort Kanton Bern
Rettet die Thuner vor der Kehrichtverbrennungsanlage!

VEREIN PRO REGIO / Mit einer Spendenaktion wollen die Gegner der KVA ihren Kampf vor Gericht finanzieren.

Normalerweise flattern einem diese Briefe kurz vor Weihnachten ins Haus: "Rettet die letzten Urwälder!", fordert Greenpeace. "Helfen Sie bedürftigen Kindern!", verlangt das Hilfswerk World Vision. "Tiere brauchen Hilfe - Ihre!", verkündet der Schweizer Tierschutz. Alle Organisationen haben die gleiche ehrenvolle Absicht: Sie wollen helfen. Und alle haben sie das gleiche Problem: Sie brauchen dafür Geld.

Geld braucht auch der Verein Pro Regio Thun. Seit Jahren kämpft er unermüdlich gegen die in der Stadt geplante Kehrichtverbrennungsanlage (KVA). "Rund 50 000 Franken haben wir dafür schon ausgegeben", sagt Vorstandsmitglied Fredi Flügel. Vor Verwaltungsgericht sind die Gegner der KVA unterlegen und müssen darum die Gerichtskosten von zirka 30 000 Franken übernehmen. Deshalb hat sich der Verein Pro Regio Thun die grossen Hilfswerke zum Vorbild genommen und eine "Spendensammlung für die Prozesskosten" lanciert.

Gut, man hätte sich einen etwas eingängigeren Slogan ausdenken können: "Rettet die Thuner vor der KVA!" oder "Helft verpestete Luft verhindern!" wäre hübsch gewesen. Erfolgreich scheint die Aktion trotzdem zu sein. "Wir sind mit den Einzahlungen sehr zufrieden", betont Fredi Flügel. Den bisher gesammelten Betrag möchte er aber "lieber nicht im ,Bund' lesen". Dafür könne man ruhig erwähnen, dass die Briefe von Pro Regio Thun "in stundenlanger Arbeit" von den Vorstandsmitgliedern ausgetragen worden seien. Er allein habe einen ganzen Samstag investiert, verrät Flügel.

10 000 Einzahlungsscheine und Infobroschüren wurden in Thun vertragen, 30 000 weitere werden folgen. In ganz Thun? Nein! Recherchen auf der "Bund"-Redaktion haben ergeben, dass von zwei in Thun lebenden Journalisten nur einer berücksichtigt worden ist. Wieso gehören einige zu den Auserwählten und andere nicht? "Wir haben uns natürlich schon überlegt, in welche Briefkästen wir die Couverts werfen", erzählt Fredi Flügel. Man habe "potenzielle Spender" im Auge gehabt. Aha! Deshalb auch der gute Rücklauf der ausgefüllten Einzahlungsscheine aus den Quartieren mit den vielen Villen.

Der Verein Pro Regio Thun ist selber nicht einspracheberechtigt. Deshalb haben rund 300 Privatpersonen Beschwerde gegen die geplante KVA geführt und diese bis vor Bundesgericht weitergezogen. "Sie haben sich für die Allgemeinheit geopfert", ruft Fredi Flügel in Erinnerung. Tapfer kämpfen die Davids gegen Goliath. "Es wäre nicht fair, wenn sie bei einer Niederlage vor Bundesgericht auch noch die Kosten tragen müssten", findet das Vorstandsmitglied. Deshalb sammelt Pro Regio Geld. Wie Greenpeace, World Vision oder der Schweizer Tierschutz.

MIRJAM MESSERLI


TALK TO US
06.03.2001