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Der Bund, 16.Dezember 1999
Der Bundesrat lässt sich Zeit

KVA THUN / Der Bundesrat entscheidet voraussichtlich erst nächstes Jahr, ob die in Thun geplante Kehrichtverbrennungsanlage noch Bundessubventionen erhält.

Zuerst war der Entscheid noch im November, dann bis Mitte Dezember erwartet worden. Doch nun dürfte der Bundesrat erst nächstes Jahr entscheiden, ob die geplanten Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) in Thun und im Kanton Tessin noch von Bundessubventionen profitieren können oder nicht. Zwar ist die Frist dafür bereits am 1. November 1997 abgelaufen, doch wird eine Fristverlängerung um zwei Jahre erwartet. In Thun und im Tessin sind deshalb noch vor dem 1. November 1999 erstinstanzliche Baubewilligungen erteilt worden. Im Fall von Thun geht es um Subventionen von je rund 37 Millionen Franken, die die AG für Abfallverwertung (Avag) von Bund und Kanton an ihr 190-Millionen-Projekt erwartet. Erst wenn der Bund seinen Teil zugesichert hat, wird der Kanton über seinen Beitrag aus dem Abfallfonds entscheiden.

Blockiert ist das Projekt aber vor allem durch die Beschwerden der Gemeinden Hilterfingen und Oberhofen, von Greenpeace sowie 355 privaten Einsprechern. Avag-Direktor René Clausen erwartet ein Urteil des Verwaltungsgerichts erst "im Spätfrühling oder Frühsommer", wie er gestern Abend vor den Avag-Aktionären in Wimmis erklärte.
Bis die weiterhin höchst umstrittene KVA vielleicht im Jahr 2004 ihren Betrieb aufnehmen wird, muss die Avag ihren Abfall aus dem Oberland, dem Gürbetal sowie Teilen des Aare- und Emmentals in die Kantone Solothurn und Aargau exportieren. 32 000 Tonnen pro Jahr gehen in die Kebag nach Zuchwil, 48 000 Tonnen in die drei KVA von Buchs, Turgi sowie Oftringen, und 10 000 Tonnen werden gepresst und gelagert, um sie später in Thun zu verbrennen. Die Abfälle werden an zehn Standorten von den Kehrichtwagen auf Containerfahrzeuge umgeladen. Der Transport erfolgt grösstenteils auf der Strasse; per Bahn werden lediglich die Abfälle aus den Regionen Saanen, Zweisimmen und (zum Teil) Langnau transportiert. Letzte Woche wurden erste Testfahrten durchgeführt. Der Abfall-Export verteuert die Kehrichtentsorgung gegenüber der bisherigen Deponierung im Avag-Gebiet massiv. Ein 35-Liter-Sack wird ab nächstem Jahr von Fr. 1.50 auf 1.90 verteuert.
Einstimmig und ohne Wortmeldungen haben die Aktionäre für die Jahre 2000 und 2001 Investitionen (ohne KVA) von 2,7 Millionen Franken bewilligt - unter anderem 1,3 Millionen für die Ballenpresse auf dem Gelände der Deponie Türliacher in Jaberg und 1 Million für eine Kehrichtumladestation in Wimmis. Und 50 000 Franken werden in die Einbruchsicherung gesteckt: In jüngster Zeit waren vermehrt alte Elektronikgeräte gestohlen worden, die die Avag in einem Zelt lagert.

soh.


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22.12.1999