SBA-THUN
HOME WHAT'S NEW ARCHIVES GUESTBOOK

BERNER ZEITUNG OBERLAND (03.06.2000)
Beschwerde in Lausanne eingereicht

Rund 300 Vereine und Privatpersonen haben gegen den Bau der KVA Beschwerde beim Bundesgericht eingereicht.

Die KVA-Gegner lassen nicht locker: Nach der kürzlich erfolgten Ablehnung ihrer Beschwerde gegen den Bau der KVA durch das Verwaltungsgericht ziehen sie nun vors Bundesgericht in Lausanne weiter. Im Unterschied zum Gericht sehen die Beschwerdeführer keinen Bedarf für eine neue KVA in Thun. Das Verwaltungsgericht habe in seiner Berechnung 200 000 Tonnen ungenutzter Verbrennungskapazitäten in den Öfen von Hinwil, Winterthur und Zürich nicht berücksichtigt.

"Zukunft gehört Recycling"
"Die Zukunft im Abfallwesen gehört dem Recycling und nicht der Verbrennung", erklärt Marcel Maier von der KVA-kritischen Vereinigung "Pro Regio Thun" auf Anfrage. Gemäss der Beschwerde kommt die kantonalbernische Abfallplanung, die eher einem "schwammigen Leitbild" gleiche, dem vom Abfallgesetz vorgeschriebenen Grundsatz der Abfallvermeidung in keiner Weise nach. "Statt Alternativen zu prüfen, versteifen sich die Fachleute auf die Realisierung des Projektes KVA Thun." Die Zementwerke beispielsweise hätten "einen riesigen Bedarf an Abfall". Diese Aussage ist gestern durch einen Bericht im "Tages-Anzeiger" gestützt worden, wonach die Schweizer Zementindustrie Kohle und Schweröl vermehrt durch alternative Brennstoffe wie Kunststoffe und Gummiabfälle ersetzen wolle.

Gemäss Modellberechnungen der Empa, die im gleichen Zeitungsbericht publiziert worden sind, könnten durch das Recyclieren von Kunststoffabfällen rund 100 000 Tonnen Abfall pro Jahr vermieden werden. Dies entspricht exakt der Abfallmenge, welche die KVA Thun dereinst verbrennen soll.

"Regierung ist Partei"
Bezüglich Standortwahl der KVA sowie Umweltverträglichkeitsprüfung werfen die Beschwerdeführer den Amtsstellen eine "KVA-freundliche Haltung" vor. "Der Regierungsrat der Kantons Bern ist eindeutig Partei". Die Regierung habe es versäumt, die Standortwahl aus den Jahren 1992/93 einer erneuten Überprüfung zu unterziehen. Diese sei jedoch "veraltet, unvollständig und mit vielen falschen Beurteilungen versehen." Zudem berücksichtige die Umweltverträglichkeitsprüfung "lediglich Einzelaspekte" und sei "unzulänglich".

"Bis unters Dach"
"Jede Verbrennungsanlage in der Schweiz ist bis unters Dach ausgelastet", kontert Peter Grosjean von der KVA-Planerin AVAG. Gemäss Statistiken fehlten in der Schweiz Verbrennungskapazitäten von 400 000 Tonnen. Angesichts dieses Entsorgungsnotstandes musste die AVAG laut Grosjean im Mai pro Tag mehrere Hundert Tonnen Abfall lagern. "Wir bedauern, dass Leute vors Bundesgericht gehen, um den Bau der KVA zu blockieren", sagt Grosjean.

Bernhard Ott


TALK TO US
07.06.2000