SBA-THUN
HOME WHAT'S NEW ARCHIVES GUESTBOOK

Berner Zeitung KANTON (16.09.1999)
Métraux' Sondermüllofen ist endgültig vom Tisch

Der Waadtländer Industrielle Michel Métraux begräbt sein Projekt für einen Sondermüllofen im seeländischen Rüti bei Büren. Das Urteil der dritten Instanz will Métraux nicht vor Bundesgericht anfechten.

*Otto Hostettler
Das Feuer im Ofen ist aus. Der Waadtländer Industrielle und Generalimporteur des französischen Erdölmultis Elf Aquitaine Michel Métraux verzichtet vorläufig darauf, im Seeland einen Sondermüll-Verbrennungsofen zu bauen. Auf dem Areal seiner Thommen & Co AG in Rüti bei Büren wollte er ursprünglich jährlich über 80 000 Tonnen Sondermüll verbrennen. Er reduzierte sein Projekt später auf 50 000 Tonnen. Der Ofen wäre aber noch so der Grösste der Schweiz geworden. Nach dem Regierungsstatthalter und der Baudirektion verweigerte auch das Verwaltungsgericht die Baubewilligung für das Grossprojekt, in dem Métraux einen Grossteil Auto-Sondermüll verarbeiten wollte. Jetzt verzichtet Métraux auf das letzte ihm verbleibende Rechtsmittel, einer staatsrechtlichen Beschwerde vor Bundesgericht, in der er einzig noch Formfehler des Verwaltungsgerichts hätte anfechten können. Sowohl die Baudirektion als auch das Verwaltungsgericht bemängelten die nicht geregelte Erschliessung des Projekts.

Suche nach Alternativen
Inzwischen fasst Métraux gar ins Auge, sich einen neuen Standort für eine Sondermüllanlage zu suchen. «Wir prüfen die sich bietenden Alternativen», schreibt Métraux. Er liess verlauten, dass zurzeit mindestens zwei Alternativstandorte geprüft würden und er sich bis Ende Jahr entscheiden werde. Rütis Gemeindepräsident Rolf Wälti, einst Wortführer der Gegnerorganisation IG Rosava, zeigte sich gestern erleichtert. Allerdings betonte Wälti, dass er «keine Schadenfreude» habe. Auch er bedaure, dass das Verwaltungsgericht die Frage des Bedarfsnachweises, Richtplanung und Umweltverträglichkeit nicht geklärt habe. Die Gegner von Métraux' Projekt argumentierten jeweils, auch ein privates Projekt einer Abfallanlage müsse den Bedarf nachweisen und in ei-nem Richtplan enthalten sein. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung lehnt auch fünf Jahre nach Bekanntwerden von Métraux' Plänen das Projekt vehement ab. So sind gegen das Baugesuch in der 900-Seelen-Gemeinde rund 950 Einsprachen eingegangen, darunter auch eine ganze Reihe umliegender Gemeinden.

Neues Baugesuch?
Mit Métraux' Verzicht auf eine staatsrechtliche Beschwerde steht das ehrgeizige Projekt am Ende. Obschon der Gemeinderat jüngst die baurechtlichen Voraussetzungen für eine neue Erschliessungsvariante in die Wege leitete, geht man in Rüti davon aus, dass der Sonder- müllofen gescheitert ist. Hält Métraux an seinen Plänen fest, in Rüti eine Verbrennungsanlage zu bauen, müsste er ein neues Baugesuch einreichen. Ob Métraux dies in nächster Zeit tun wird, blieb unklar. Franz Christ, Delegierter des Thommen-Verwaltungsrats, verwies auf Michel Métraux, dieser verweigerte der BZ aber jegliche Auskünfte. Bis anhin betonte Métraux, am Standort Rüti festzuhalten. Er übernahm in den 80er Jahren die Thommen & Co AG und plant auf deren Areal seit nunmehr zehn Jahren eine Sondermüllverbrennungsanlage. Als 1994 seine Pläne publik wurden, regte sich im Dorf grosser Widerstand, der schliesslich zur Demission mehrerer Gemeinderäte führte. Die Gemeinde wählte darauf Ofengegner Wälti zum Gemeindepräsidenten und einen mehrheitlich ofenkritischen Gemeinderat an seine Seite.*


TALK TO US
28.09.1999