SBA-THUN
HOME WHAT'S NEW ARCHIVES GUESTBOOK

Berner Zeitung OBERLAND (17.09.1999)
Darum sagt der Kanton Ja zur KVA

Der Regierungsrat hält am Bau der Kehricht-Verbrennungsanlage Thun fest. Er erteilte die Baubewilligung und wies 3200 Einsprecher ab. Die Gegner wollen den Entscheid nicht akzeptieren.

*Godi Huber
«Wir brauchen diese KVA nicht», hiess es auf Flugblättern, welche die Gegner der KVA gestern ans kantonale Verwaltungsgebäude in Thun klebten. «Wir brauchen diese KVA», erklärten zum gleichen Zeitpunkt die Regierungsräte Werner Luginbühl und Dori Schaer im Innern des Gebäudes. Sie gaben vor den Medien bekannt, dass die Kantonsregierung die Baubewilligung für die Kehricht-Verbrennungsanlage auf der Kleinen Allmend erteilt und die 3200 Einsprecher abgewiesen hat. Begründet wurde der mit Spannung erwartete Entscheid wie folgt: * Die Prüfung der Umweltverträglichkeit habe gezeigt, dass die Anlage die gesetzlichen Bedingungen «in allen Punkten erfüllt». * Der stadtnahe Standort Kleine Allmend schneide auch nach mehrfacher Überprüfung «am besten ab». * Der Bedarf für die KVA Thun sei aufgrund «neuer Erhebungen und realistischer Prognosen gegeben».

Trotz heftiger Opposition
Justizdirektor Werner Luginbühl sprach gestern von einem «wichtigen Vorentscheid», den sich die Regierung nicht leicht gemacht habe. Man sei sich dabei auch der «lokal heftigen Opposition bewusst gewesen». Offiziel hat der Regierungsrat 57 Einsprachen abgewiesen. Hinter der Kollektiv-Eingabe der Gegnervereinigung Pro-Regio stehen allerdings 3200 Einsprecher. Eher überraschend hat der Regierungsrat die Subvention für die KVA Thun noch nicht bewilligt. Im Berner Rathaus will man abwarten, ob die Anlage vom Bund subventioniert wird (siehe Interview oben).

Statthalter darf nicht
Gespannt wartete man darauf, wie der Regierungsrat auf die KVA-Einsprache seines Statthalters im Amt Thun reagiert. Anton Genna hatte gerügt, dass die Kleine Allmend bei einem Störfall zuwenig rasch abgeriegelt werden könne, weshalb der Standort für eine KVA nicht tauglich sei. Die Antwort des Regierungsrates: Er tritt auf die Einsprache nicht ein, weil die kantonale Verwaltung nicht als Einsprecher auftreten könne. Man habe Gennas Einwände allerdings «ohnehin überprüft». Mit dem Resultat, dass die AG für Abfallverwertung (Avag) als Bauherrin bei der Störfallvorsorge eine «wesentliche Verbesserung» erwirkt habe. Die für den Betrieb der KVA benötigten Chemikalien werden laut überarbeitetem Projekt mit der Bahn angeliefert und über eine Leitung direkt der KVA zugeführt. Die Avag hat ebenfalls zu prüfen, ob der von Anwohnern kritisierte Containerumschlag nicht näher an die KVA verlegt werden kann. Als Umladeraum kommt der heutige Panzer-Verladeplatz in Frage. Avag-Direkor René Clausen: «Wir wären wahnsinnig froh, wenn wir auf die Anliegen der Anwohner eingehen könnten.»

Garantiewerte zählen
Den Kritikern entgegengekommen ist der Regierungsrat beim Schadstoff-Ausstoss der KVA. Laut Überbauungsordnung müssen die deutlich unter den Grenzwerten liegenden Garantiewerte der Anlage eingehalten werden. Die KVA muss damit sauberer laufen, als dies die Umweltgesetze vorschreiben. Die Überbauungsordnung sieht auch keine Erweiterung der KVA vor. Zudem wurde die allfällige Verbrennung von Sondermüll, die der Kanton bewilligen muss, klarer eingegrenzt. Viel Zeit wendete Regierungsrätin Dori Schaer gestern auf, um den Bedarf der KVA Thun zu rechtfertigen. Die Abklärungen hätten für das Jahr 2005 eine schweizerisch verfügbare jährliche Verbrennungskapazität von 2,85 Mllionen Tonnen ergeben. Die Abfallmenge betrage aber 3,18 Millionen Tonnen, was einen Bedarf von 328 000 Tonnen ergebe. Damit seien sowohl die in Thun (100 000 Tonnen) wie im Tessin (150 000 Tonnen) geplanten KVAs nötig. Schaer konterte damit eine Studie des Preisüberwachers, welche die KVA Thun als überflüssig einstuft. Avag-Direktor Clausen sprach gestern von einem «Etappensieg». Die Sache sei aber «noch nicht ausgestanden». Er geht davon aus, dass die Gegner den Bauentscheid ans Verwaltungsgericht weiterziehen. Dies bringe eine zeitliche Verzögerung. Er sei aber zuversichtlich, dass der Bau in etwa einem Jahr in Angriff genommen werden könne. Die Avag entsorgt jährlich 90 000 Tonnen Siedlungsabfall aus dem Oberland sowie Teilen des Aaretals und Emmentals.*


TALK TO US
23.09.1999