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BERNER ZEITUNG KANTON (19.06.1999)
Die Gemeinden wollen KVA in Thun

Trotz massiver Kritik aus der Bevölkerung geht die Planung für die KVA Thun weiter. Die Gemeinden der Abfallregion Avag sprachen sich fast geschlossen für das Projekt aus. Der Abfallexport sei keine Lösung.

6563 Aktienstimmen dafür, 132 dagegen: Derart wuchtig sprach sich gestern die Generalversammlung der AG für Abfallverwertung Avag für den Bau der Kehrichtverbrennungs-Anlage Thun aus. Auch wenn dem Baubeschluss fast nur symbolische Bedeutung zukommt, war die Abstimmung mit Spannung erwartet worden. Denn die Gegner aus der Region Thun deckten das 190 Millionen Franken teure Projekt in den letzten Wochen mit massiver Kritik ein. Gut 3000 Einsprecher meldeten sich im angelaufenen Baubewilligungsverfahren zu Wort. Unter ihnen auch der höchste Repräsentant des Kantons in Thun, Statthalter Anton Genna. Aus seiner Sicht ist der Betrieb einer KVA im Stadtgebiet zu gefährlich. Die massive Opposition zeigte an der Generalversammlung der Avag keine Wirkung. Mit 97 Prozent Ja-Stimmen erzielte die KVA ein «Traumresultat». Zum Ergebnis hatten neben den drei privaten Hauptaktionären (Firmen aus dem Kies- und Abfallgeschäft) auch die Delegierten aus den 150 Mitgliedgemeinden beigetragen. Sie stellten sich mit 95 Prozent ihrer Stimmen hinter das Projekt.

«Fehlinvestition»
Einzig die Thuner Nachbargemeinde Hilterfingen opponierte gestern offen gegen die KVA. Deren Sprecher stellte einen ganzen Strauss kritische Fragen und bezeichnete die Anlage angesichts nationaler Überkapazitäten als «Fehlinvestition». Kein Verständnis für die Kritik aus der Standortregion mochte Huttwil aufbringen: «Thun hat nach Arbeitsplätzen gerufen.» Der Vertreter aus Kirchdorf doppelte nach: «Der Abfall ist ein Geschäft, das wir im Kanton Bern behalten müssen.» Die Steffisburger Gemeinderätin und SVP-Politikerin Susanna Schmid konnte die «schlechte Stimmung» rund um das KVA-Projekt nicht verstehen. Ökologische und finanzielle Gründe sprächen klar für den Bau einer eigenen Anlage.

«Der richtige Weg»
Dies bekräftigte auch die bernische Baudirektorin Dori Schaer vor den Avag-Delegierten: «Die vorliegenden Fakten sprechen ganz klar für die Weiterplanung und den Bau der KVA Thun.» Erleichtert zeigte sich die Avag-Verwaltungsratspräsidentin Elisabeth Josi nach dem Auszählen der Stimmen: «Es ist die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.» Der Weg zum Bau der KVA Thun ist allerdings noch weit. Im Herbst entscheidet der Regierungsrat über die Baubewilligung. Danach werden wahrscheinlich die Gerichte bemüht. Die Avag geht davon aus, dass die KVA , die jährlich 100 000 Tonnen Abfall aus dem Oberland sowie Teilen des Aare- und Emmentals schlucken soll, Ende 2003 in Betrieb geht.

Sackgebühr schlägt auf
Bis es soweit ist, muss der Abfall exportiert werden. 32 000 Tonnen gehen zur KVA der Kebag, 48 000 Tonnen in den Aargau, 10 000 Tonnen werden von der Avag zu Ballen gepresst und später in der KVA Thun verbrannt. Die Aktionäre bewilligten gestern diese Übergangslösung, welche nicht billig ist: 3,6 Millionen Franken müssen investiert werden, dazu kommt der Transport. Damit verteuert sich die Entsorgung einer Tonne Abfall von 200 auf 265 Franken. Die Konsumenten spüren dies beim Sackpreis, wo auf Anfang 2000 ein massiver Preisaufschlag erfolgt. Der 35-Liter-Sack der Avag wird statt Fr. 1.50 neu Fr. 1.90 kosten. Immerhin: Der Antrag von Uetendorf, den Preis auf 2 Franken zu erhöhen, drang nicht durch.

*Godi Huber


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22.06.1999