BERNER ZEITUNG, 23. AUGUST 2004 Deponie Teuftal will ausbauen Seit bald sieben Jahren möchte die Deponie Teuftal AG (Detag) ihren Betrieb modernisieren. Jetzt liegen bei der Gemeinde Mühleberg Pläne für zwei Bauprojekte und die dafür nötigen Umzonungen auf. Was in der Deponie Teuftal gebaut werden soll, ist eigentlich nicht viel: Öffentlich aufgelegt sind die Gesuche für eine Ballenpresse mit Ballenlager und für ein Sickerwasserstapelbecken. Äusserst umfangreich und komplex zeigt sich die Planung aber vor allem deshalb, weil der Betrieb immer noch in der Landwirtschaftszone situiert ist. Aus diesem Grund hat sich die Gemeinde Mühleberg gegen frühere Baugesuche gestemmt und 1997 vom Bundesgericht Recht erhalten. Kommt die Umzonung zu Stande, sind die früheren Rodungen und Aufforstungen endlich gesetzeskonform, könne die Deponie Teuftal AG (Detag) «im angemessenen gesetzlichen Rahmen wirtschaften», sagt Bernhard Rüedi, Gemeinderatspräsident von Mühleberg. Und: «Diese neue Planung wäre wie eine fiktive Käseglocke, unter der alles seine Ordnung haben würde.»
Presse für Rohabfall
Ins Teuftal gelangen heute ausschliesslich Schlacken aus Kehrichtverbrennungsanlagen
(KVA). Diese sind aber oft überlastet. Um den Kehricht bis zur
Verbrennung lagern zu können, möchte die Detag AG den Rohkehricht
zu Ballen pressen und lagern, bis die KVA wieder über
Kapazitäten verfügt. Aus diesem Grund stellt die Detag AG
ein Gesuch für eine Ballenpresse mit Ballenlager. Dem sei, so
Rüedi, nichts entgegenzusetzen. Gestank könne beim gepressten
und verpackten Kehricht nicht entweichen. Für das
Pressen gebe es sogar ökologische Gründe, versichert Roger
Chevallaz, VR-Präsident der Detag AG: «Bis jetzt wird Kehricht,
der nicht verbrannt werden kann, in der ganzen Schweiz
herumgeführt und gelagert. Da ist es schon sinnvoller, ihn zu
pressen und nicht allzu weit von der KVA aufzubewahren.»
Grundwasser schonen
Ursprünglich hätte in der Deponie eine eigene Abwasserreinigungsanlage
gebaut werden sollen. «Das Sickerwasser wird heute aber der ARA Sensetal zugeführt
», erklärt Gemeinderatspräsident Rüedi. Wenn es aber
einmal längere Zeit intensiv regnet, fallen grosse Mengen
Sickerwasser an. Deshalb plant die Detag AG den Bau eines
Sickerwasserstapelbeckens. Hier würde das schmutzige
Wasser zurückbehalten und erst nach und nach an die ARA
übergeben. So würde diese in Spitzenzeiten entlastet. Bernhard
Rüedi betont, dass heute das Sickerwasser wesentlich
weniger verschmutzt sei als früher. «In die Schlacken kann
das Wasser nicht so eindringen wie beim Rohkehricht.»
Bernhard Rüedi spielt mit offenen Karten: «Wir haben mit
der Detag AG eine Vereinbarung abgeschlossen, die der Gemeinde
auch Vorteile bringt: Die Detag AG bezahlt uns in
den nächsten 20 Jahren jährlich 300000 Franken Entschädigung
für Standortnachteile und Planungsmehrwert. » Dafür entfällt
das frühere Gratiskehrichtkontingent, und der Betrieb
verpflichtet sich, den Geschäftssitz nach Mühleberg zu
verlegen. «Wegen der zu erwartenden Steuergelder und auch
im Hinblick auf die Arbeitsplätze sind wir an einem guten Einvernehmen
mit der Firma interessiert », gibt Rüedi zu.
Kontrollen gesichert
Die Gemeinde Mühleberg hat
sich aber auch ein Einblicksrecht
gesichert. Ein Mitglied der
Gemeinde kann Einsitz in einer
Begleitkommission nehmen.
Damit sind auch unangemeldete
Kontrollen in der Deponie
möglich. «Wir wollen wissen,
was geht. Schliesslich wollen
wir das Teuftal-Gelände in einigen
Jahrzehnten wieder unseren
Nachkommen als Landwirtschaftsland
überlassen», betont
Bernhard Rüedi.
Die Bau- und Umzonungspläne
der Deponie Teuftal sind
noch bis am 13. September zur
Einsichtnahme aufgelegt. Am
Montag, 6. September, 20 Uhr,
findet in der Aula des Schulund
Sportzentrums Allenlüften
ein öffentlicher Infoabend
statt.
2085 grünt es wieder
Zwölf Kilometer westlich von
Bern – zwischen Frauenkappelen
und Mühleberg – liegt das
Teuftal. Rund 20 Personen arbeiten
im Deponiebetrieb, in
der Verwaltung und im Ausbau.
Unter dem Autobahnviadukt
der A1 lagern auf einer
Fläche von 240 000 Quadratmetern
seit 1973 Bau- und
Siedlungsabfälle. Dazugekommen
sind des Weiteren Reststoffe
und Sondermüll. 1992
wurde eine Anlage zur Schlackenschrottentsorgung
in Betrieb
genommen. Diese wird
mit einer Nichteisenmetallabscheidung
erweitert. 1980
stellte man fest, dass sich in der
Abfallmasse Gas bildet. Dieses
verwertet die BKW mit einem
Gaskraftwerk, das nach einem
Ausbau 1993 eine Leistung
von 2700 kW erbringt.
Seit dem Jahr 2000 werden im
Teuftal keine brennbaren Abfälle
mehr gelagert. Weil die
KVA oft nicht über genügend
Verbrennungskapazitäten verfügen,
gibt es im Teuftal auch
einen Umschlagplatz für
brennbaren Kehricht.
2030 wird die Entgasungseinrichtung
stillgelegt, 2035 ist
das Tal voraussichtlich aufgefüllt
und mit Erde abgedeckt.
Der Bach, der heute in Betonröhren
fliesst, wird renaturiert.
– 2045 Rekultivierung, Aufforstung.
– 2085 wird alles
stillgelegt, die noch bestehenden
Bauten abgebrochen.
Laura Fehlmann lfc |
29.08.2004 |