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Berner Zeitung FREIBURG (31.08.1999)
Baubeginn bei der KVA Chatillon (Posieux)

Posieux. Gestern erfolgte der Baubeginn zur Kehrichtverbrennungsanlage Châtillon. Der Spatenstich erfolgte gemeinsam durch die Staatsräte Claude Lässer (FR) und Jean-Claude Mermoud (VD).

*Edgar Fahrni
Nach zehn Jahren Planung und harten Diskussionen erfolgte gestern der Baubeginn zur Kehrichtverbrennungsanlage Châtillon, einem Gemeinschaftswerk der Kantone Freiburg und Waadt. Alle Freiburger Gemeinden sowie die waadtländischen aus den Bezirken Avenches, Payerne und Moudon müssen ab Ende 2001 ihren Kehricht in der neuen KVA abliefern. Dies betrifft 315 Gemeinden mit 270 000 Einwohnern.

Die Baukosten sollen 140 Millionen betragen, wobei an Eigenmitteln 25 Millionen vorhanden sind. Davon stammen 6,8 Millionen vom Kanton Freiburg und 2,76 vom Kanton Waadt. Die Gemeinden steuern 8,64 und die Freiburger Elektrizitätswerke (FEW) 6,8 Millionen bei. Die Bundesbeiträge betragen 30,5 und die Anleihe der Freiburger Kantonalbank 84,5 Millionen.

Kluges Vorgehen
Die vorerst grosse Opposition der Gemeinden haben die Verantwortlichen klug ausmanövriert, indem sie pro Tonne Abfall einen Discountpreis von 155 Franken festgelegt haben. Dieser Preis gilt für alle Gemeinden, welche sich am Aktienkapital beteiligen und dafür 40 Franken pro Einwohner bezahlen. In den Waadtländer Bezirken haben alle Gemeinden Aktien gezeichnet, im Kanton Freiburg sind es rund 85 Prozent. Projektleiter Bernard Comte betonte gestern nochmals ausdrücklich, dass der Preis trotz gewissen Unkenrufen gehalten werden kann. Nach einem Bundesgerichtsurteil berät der Grosse Rat des Kantons Freiburg in der September-Session nochmals über dieses Geschäft. Dabei dürfte es sich aber nur um eine Formsache handeln, und entsprechend wurde mit dem Bau trotzdem gestartet. Staatsrat Claude Lässer dankte insbesondere dem Buwal für die Unterstützung, während leider eine andere Bundesstelle das Projekt bekämpft habe. Er ist überzeugt, dass die Studien von Preisüberwacher Marty falsch seien und auch die Anlagen in Lausanne und Thun gebaut werden müssen.

Doppelnutzung
Die Verbrennungsanlage wird von der Firma Martin-Lab in München geliefert und das Strom/Wärmeerzeugungssystem von der ABBEnertech AG in Winterthur. Ein Bein der Anlage Châtillon ist die Verwertung der bei der Verbrennung freigesetzten Energie. Bei einer geschätzten Jahresmenge von 88 000 Tonnen wird thermische Energie von rund 308 Millionen kWh pro Jahr erzeugt. Mehr als 80 Prozent dieser Energie wird in der Kesselanlage zurückgewonnen, in welcher pro Stunde etwa 48 Tonnen Dampf produziert werden. Dies bei einer Temperatur von 400 Grad Celsius und einem Druck von 50 bar. Via Turbine und Generator wird aus dem Dampf schlussendlich Elektrizität gewonnen. Das Konzept ist so gemacht, dass sich die KVA somit gleich selber mit Energie versorgt. Nach Abzug des Eigenbedarfs von 13 Millionen kWh können pro Jahr 57 Millionen kWh ans Netz der FEW abgegeben werden. 10 bis 15 Prozent der Wärmeenergie werden zudem, vor der Umwandlung in elektrische Energie, in die Fernwärmeversorgung abgegeben. Einzig dieses Projekt mit der Fernwärmeversorgung scheint noch nicht ganz ausgereift zu sein, denn bei längeren Revisionsphasen der Anlage müssten die Bezüger auf ihre bisherige Versorgung zurückgreifen, wurde bekannt gegeben. Deshalb ist die Châtillon-Fernwärme bei Neuüberbauungen in der Agglomeration Freiburg bezüglich Investitionen kaum attraktiv.

Neue Strassen
Da die Details von den Gemeinden erst in der Bearbeitung sind, steht das genaue Verkehrsaufkommen noch nicht fest. Es wird aber beachtlich sein. Die Verantwortlichen, welche dieses Projekt bis ins kleinste Detail geplant haben, schalteten auch bezüglich der Verkehrsfragen. So wird ab dem Autobahnanschluss Matran eine neue Strasse gebaut, welche die Ortschaft Posieux umfährt. Bei der Abzweigung in Richtung der KVA wird zudem die Kantonsstrasse Freiburg-Bulle auf einer Strecke von 400 Metern ausgebaut und mit entsprechenden Einspurstrecken versehen.*


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13.09.1999