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Neue Zürcher Zeitung ZÜRICH UND REGION Freitag, 16.04.1999 Nr. 87
Bald Kehricht aus dem Tessin und Freiburg?

Sinkende Gebühren angekündigt

Nach Ansicht der Baudirektion des Kantons Zürich geht die Phase der Überkapazität der Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) im Kanton Zürich ihrem Ende entgegen: 1998 wurden 5,8 Prozent mehr Siedlungsabfälle verbrannt, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Ausserdem wurden in Zürich und Hinwil zwei renovationsbedürftige Öfen stillgelegt. Für die kommenden Jahre bestehen ferner gute Chancen, dass der Kanton Zürich Kehricht aus den Kantonen Tessin und Freiburg verbrennen kann.

Die Menge der Siedlungsabfälle ist im Kanton Zürich 1998 auf 589 000 Tonnen gestiegen (1997: 556 000 Tonnen). Dies ist nach Angaben von Christoph Maag, Chef des kantonalen Amts für Wasser, Abfall, Energie und Luft, vor allem auf die geschickte Akquisition von vormals abgewanderten Gewerbeabfällen zurückzuführen. Da gleichzeitig in der Stadt Zürich und in der KEZO in Hinwil zwei alte Verbrennungsöfen stillgelegt wurden, sank die gesamte Verbrennungskapazität von 870 000 (1997) auf 710 000 (1998) Jahrestonnen. Die Reservekapazität beläuft sich damit auf die betrieblich als notwendig erachteten 100 000 Jahrestonnen.

In den kommenden Jahren rechnet der Kanton Zürich mit zusätzlichem Kehricht aus den Kantonen Tessin und Freiburg: Da am 1. Januar 2000 auf eidgenössischer Ebene das Deponieverbot in Kraft tritt, werden Kantone, die (noch) nicht über eigene Kehrichtverbrennungsanlagen verfügen, gezwungen sein, ihren Abfall zumindest vorübergehend andernorts verbrennen zu lassen. Wie Christoph Maag bestätigt, steht der Kanton Zürich deswegen in Verhandlung. Aus dem Tessin wären bis mindestens Mitte des Jahres 2001 jährlich 130 000 Tonnen, aus dem Kanton Freiburg bis ins Jahr 2002 jährlich 40 000 Tonnen zu erwarten. Noch seien allerdings die Preisvorstellungen nicht deckungsgleich, bestätigt Maag. Sollten die genannten Mengen tatsächlich übernommen werden können, so müssten sich die Kehrichtwerke im Kanton Zürich zur Bewältigung des gesamten Abfalls mit jenen in den Kantonen Thurgau und St. Gallen zusammenschliessen. Da auf diese Weise die Kosten der Anlagen im Kanton Zürich weiter abgeschrieben werden können, rechnet Maag in den kommenden Jahren tendenziell mit sinkenden Kehrichtgebühren.

Für die Stadt Zürich allerdings, deren Abfuhrwesen vor allem auf Grund der defizitären Fernwärme hoch verschuldet ist, sieht die Perspektive nicht ganz so rosig aus: Die Baudirektion plant nämlich, in vier Jahren die heute geltende Bestimmung schrittweise aufzuheben, wonach die Gemeinden ihre Abfälle einer ganz bestimmten KVA liefern müssen. Damit entstünde eine Konkurrenzsituation, welche die Stadtzürcher Kehrichtanlagen mit ihrem vergleichsweise hohen Tonnenpreis erneut unter Druck setzen würde.

cb.


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11.05.1999