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Februar 1999 Tagesanzeiger Stadt Winterthur
KVA Auslastung: Das Kehrichtlimit wankt

Zurzeit ist wenig Widerstand gegen mehr Abfall in der Verbrennungsanlage auszumachen.

110 000 Tonnen und nicht mehr - diese Limite für die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) war die letzten zehn Jahre ein Eckpfeiler der Winterthurer Abfallpolitik. SP und Grüne hatten auf Grund dieser Begrenzung 1990 Hand geboten zum Ausbau der KVA in Oberwinterthur. Die bürgerlichen Parteien respektierten den Kompromiss und bekamen dafür einen zweiten Ofen. Am letzten Mittwoch hat der Stadtrat nun angekündigt, er wolle auf Wunsch von Bund und Kanton prüfen, ob Winterthur zusätzlichen Kehricht anderer Regionen verbrennen könnte.

SP und Grüne verschliessen sich diesem Richtungswechsel nicht strikte. Zwar findet SP-Fraktionschefin Christa Honegger, der politische Wille des Volkes würde umgangen, wenn die Limite fiele; zudem sehe sie keinen Grund für eine Änderung. Doch schon ihr Fraktionskollege Walter Bossert ist anderer Meinung: Weil die Winterthurer KVA heute viel bessere Abgaswerte habe als zur Zeit, als die Limite festgesetzt wurde, müsse man die Obergrenze neu diskutieren.

Auch Matthias Gfeller von den Grünen ist nicht grundsätzlich gegen eine Überprüfung. Er würde eine höhere Limite aber nur befürworten, wenn bewiesen werden könnte, dass der Betrieb umweltverträglich möglich sei. Die CVP sagt laut einer Medienmitteilung Ja zu mehr Kehricht, wenn dieser per Bahn angeliefert würde, die Lieferanten die gleiche Menge Schlacke zurücknähmen und die KVA nicht mehr Rauchgase ausstosse.

FDP-Fraktionschefin Ursula Künsch sprach auf Anfrage von einem "komischen Versprechen", das der Stadtrat der Bevölkerung 1990 gemacht habe. Weil es keinen Sinn habe, grosse Anlagen zu bauen und diese nur zur Hälfte zu nutzen, trete die FDP für eine Erhöhung der Kapazitätsgrenze ein. Voraussetzung sei allerdings, dass der Betrieb umweltverträglich bleibe. Diese Forderung unterschreibt auch SVP-Fraktionspräsident Jürg Stahl. Sein Zusatzwunsch: Der Verbrennungspreis in der KVA müsse weiter fallen, so dass die Winterthurer Bevölkerung von tieferen Entsorgungsgebühren profitieren könne.

Autor: Benjamin Tommer


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17.02.1999