SBA-THUN
HOME WHAT'S NEW ARCHIVES GUESTBOOK

Medienmitteilung: Stadt Thun Thun, 22. September 2000
Kunststoffsammlung in Thun wird gestoppt und ab Mai 2001 in neuer Form lanciert

Die Stadt Thun bricht die in der Schweiz bisher einmalige Sammlung reziklierbarer Kunststoffe aus Haushalten nach 15-monatiger Versuchszeit ab. Hauptgrund: Der Aufwand zur Sortierung der vier Kunststoffarten ist zu gross. Die beauftragte Firma führte deshalb nur einen kleinen Teil der abgelieferten Kunststoffe der Wiederverwertung zu. Mit der Eröffnung des geplanten Abfallsammelhofes im Mai 2001 soll ein neues Sammelangebot für sortengetrennte Kunststoffe lanciert werden.

Seit Anfang Juli 1999 sammelte die Stadt Thun versuchsweise Kunststoffe aus Privathaushalten - eine Pionierleistung in der Schweiz. Anfänglich konnten die gefüllten Sammelsäcke nur an bestimmten Annahmestellen abgegeben werden, seit Februar dieses Jahres wurden sie zusätzlich einmal monatlich durch das Tiefbauamt in der ganzen Stadt abgeführt. 40 Tonnen gemischte Haushaltkunststoffe wollte man in diesem ersten Jahr in Thun sammeln und für Folien und Rohre wiederverwerten. Allerdings sammelte man nur einen Drittel. Das Material war meist von guter Qualität und Sauberkeit. Die Sortierung der ersten Lieferung, die von den Verantwortlichen in Thun im November 1999 persönlich begleitet und analysiert wurde, ergab, dass der in Thun gesammelte Kunststoff zu 70 % wiederverwertbar wäre.

Firma führte nur kleinen Teil dem Recycling zu
Doch jetzt hat das zuständige Tiefbauamt der Stadt Thun beschlossen, den Versuch abzubrechen. Grund: Dem von der Stadt Thun beauftragten Abnehmer, der PR Recycling AG (früher Poly Recycling AG) in Weinfelden, war diese Sortierung zu teuer. Der Erlös aus dem Sackverkauf, der Transport und Sortierung decken sollte, beträgt rund 900 Franken pro Tonne. Die Kosten jedoch belaufen sich miteiner Feinsortierung nach Angaben der beauftragten Sortierfirma fast auf das doppelte, nämlich auf 1700 Franken pro Tonne. Wie sich kürzlich herausstellte, hat deshalb die Firma nur noch Säcke, die sortenreine Ware enthielten, aussortiert und die restlichen rund 80 Prozent der Sammelware an Kehrichtverbrennungsanlagen geliefert. Dies geschah ohne Rücksprache mit den Partnern in Thun. Damit wurde nicht nur das Vertrauen der Verantwortlichen, sondern vor allem auch das der Sammlerinnen und Sammler missbraucht. Klar ist: Eine weitere Zusammenarbeit mit der PR Recycling AG ist für die Stadt Thun zur Zeit undenkbar.

Säcke für Privathaushalte zu gross
Doch es gibt weitere Gründe, weshalb die Kunststoffsammlung mit dem Sacksystem vorerst wenig praktikabel erscheint: So zeigte sich, dass der Polysack in einer Grösse von 80 Litern für Haushaltungen zu gross ist. Auch für Gewerbebetriebe waren die Erfahrungen mit den Säcken von 240 Litern Inhalt eher negativ. Da die Säcke nicht sehr reissfest sind, fassen sie nur etwa 20 kg Inhalt. Bei einem Preis von Fr 8.50 liegen die Kosten deutlich höher als die des gemischten Kehrichts. Wenn man dazu noch in Betracht zieht, dass die Stadt Thun alle 80-Liter-Säcke mit einem Franken subventioniert hat und in Abfuhr und Öffentlichkeitsarbeit zusätzliche rund 50'000 Franken steckte, ist klar, dass die Kunststoffsammlung in dieser Form - sie kostete in diesem Jahr rund das zehnfache der restlichen Kehrichtentsorgung - nicht weiterbestehen kann.

Abfuhr bis und mit November sichergestellt
Der Sackverkauf wird nun eingestellt. Die monatlichen Abfuhren von September, Oktober und November werden planmässig durchgeführt, und auch die Annahmestellen nehmen noch bis Ende November volle Säcke entgegen. Im Dezember geht der letzte Transport nach Weinfelden.. Noch ungebrauchte Säcke können ab sofort an allen Verkaufsstellen zurückgetauscht werden. Die Bevölkerung wird Anfang Oktober per Flugblatt informiert.

Nur noch sortengetrennte Kunststoffe
Die Ergebnisse des Thuner Versuches könnten leicht das ganze Kunststoffrecycling in Frage stellen. Das darf nicht sein, denn die Auswertung hat auch neue Wege aufgezeigt. Es gibt einen noch kleinen, aber erfolgreichen und wachsenden Kunststoffmarkt, allerdings nur für sortenreine Kunststoffe. Reine Polyethylenfolie beispielsweise hat zur Zeit einen Wert von 50 Fr pro Tonne. Dieser Preis lässt sich mit dem von Papier vergleichen. Dass sich die Papiersammlung lohnt, ist erwiesen. Solche Folien fallen bei Thuner Gewerbebetrieben in beträchtlichen Mengen an. Das Sammeln von Kunststoffen aus Industrie und Gewerbe ist dank grosser Sortenreinheit einfacher und erfolgversprechender.

Abfallsammelhof ab Mai 2001 als neue Chance
Vorerst werden nur noch PE-Folien aus dem Gewerbe entgegengenommen. Der geplante Abfallsammelhof an der Industriestrasse bietet beste Voraussetzungen für eine kontrollierte Annahme. Mit der Eröffnung im Mai 2001 soll deshalb die neue Kunststoffsammlung lanciert werden. Gewerbebetriebe, die jetzt schon sammeln, müssen damit nicht aufhören: Während der Übergangszeit können die PE-Folien im Werkhof an der Grabenstrasse lose oder in Paletten mit Rahmen abgegeben werden. Eine Gebühr, die deutlich unter dem Entsorgungspreis für Gemischtkehricht liegen wird, soll Handling und Transport decken. Die Betriebe werden im Oktober über die genauen Bedingungen informiert.

Vorläufig kein Angebot mehr für Privathaushalte
Sortenreinen Kunststoff aus Haushalten zu sammeln, ist problematisch, da die Sortenerkennung sehr schwierig ist. Wie ein zur Zeit laufender Versuch in Zug zeigt, ist es trotz verbreiteter Beschriftungen für Laien schwierig, PE (Polyethylen) von PP (Polypropylen) oder von PS (Polystyrol) zu unterscheden.

Viele positive Reaktionen und die gute Sammeldisziplin haben gezeigt, dass Kunststoffsammeln einem Bedürfnis vieler entspricht. Zur Zeit gibt es aber in der Schweiz noch keine Firma, die erfolgreich Kunststoffe aus Privathaushaltungen verwertet. Sobald es Abnehmerfirmen gibt, soll eine mit vernünftigem Aufwand realisierbare kontrollierte Annahme von sortenreinen Haushaltskunststoffen geprüft werden. Dies entspricht auch dem Abfallkonzept der Stadt Thun aus dem Jahre 1991, in welchem festgehalten ist, dass die Wiederverwertung Vorrang vor Deponierung oder Verbrennung haben soll.

Tipps zum weiteren Vorgehen
  • Keine Polysäcke mehr kaufen
  • Ungebrauchte Säcke an einer der Verkaufsstellen zurücktauschen
  • Angefangene Säcke weiterfüllen
  • Volle Säcke werden noch bis Ende November von den Annahmestellen entgegengenommen.
Die Abfuhren von September, Oktober und November finden planmässig statt.


TALK TO US
02.10.2000