Thuner Tagblatt, 4. August 2001 Briefe an das TT Da staunte der Laie! "Nur in einem Punkt Recht erhalten", TT vom 28. Juli In nur einem - dafür aber sehr wichtigen Punkt - bekamen die Beschwerdeführenden von den fünf Bundesrichtern die Berechtigung für eine Beanstandung: Es ist der Standort mitten im Wohngebiet. Da frage ich mich: Warum wurde trotzdem positiv entschieden? Interessant sind die Zahlen über die brennbaren Abfälle für mich: Sie wurden laut Bundesgericht für das Jahr 1996 von 3,14 auf 2,88 Millionen Tonnen reduziert. Das heisst für mich nichts anderes, als dass gar kein Bedarf für eine neue KVA vorhanden war. Laut Buwal-Abfallstatistik 1996, herausgegeben 1998; S. 64 hatten wir nämlich 1996 bereits eine installierte Verbrennungskapazität (bei anlagespezifischem Heizwert) für 3,15 Millionen Tonnen brennbare Abfälle! Die Zeiten für Revisionen sind bereits berücksichtigt. Ausserdem waren damals bereits weitere 170 000 Tonnen Verbrennungskapazität im Bau. (Buwal-Abfallstatistik Nr. 90, S. 39). Es waren dies Niederurnen, Basel, Monthey und Gamsen. Inzwischen kommen weitere Kapazitäten hinzu: KVA-Fribourg (bereits in Betrieb), Zuchwil 4. Ofenlinie (soll nächstes Jahr den Betrieb aufnehmen), Monthey (Betriebsaufnahme 2003), Thun (Betriebsaufnahme 2004), Lausanne, Zürich-Josefstrasse (Herbst 2001) und Hinwil werden revidiert. Es sind wie- der riesige Überkapazitäten in den KVA zu erwarten - und: die "nachhaltige Entwicklung" geht nachhaltig in die falsche Richtung. Zu bezweifeln sind auch die neuesten Zahlen des Buwal. Den Medien war zu entnehmen, dass die Schweizer KVA im Jahr 2000 voll ausgelastet waren und dass trotzdem noch 380 000 Tonnen brennbare Abfälle deponiert worden sind. Der Verband der Betriebsleiter Schweiz. Abfallbehandlungsanlagen (VBSA) ging nach einer Umfrage davon aus, dass im Jahre 2000 in Schweizer KVA eine Kapazität von 2 955 000 bis 3 100 000 Tonnen vorhanden war - das heisst, es wären rund 3 400 000 bis 3 500 000 Tonnen brennbare Abfälle angefallen. Laut Buwal hatten wir aber im Jahr 2000 ein Abfallaufkommen von "nur" 3 150 000 Tonnen! Noch ist es für ein Time-out bezüglich KVA-Thun nicht zu spät. Es bleibt zu hoffen, dass die Vernunft doch noch siegt. MARGIT RAUBER

04.12.2001