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TT-Stadt Thun, 22. Mai 2003
Hauptversammlung Pro Regio Thun 2003
Unmut über die Stadt Thun und die Avag ist gross


An der Hauptversammlung des Vereins Pro Regio Thun äusserten mehrere Mitglieder ihr Unbehagen gegenüber der Avag und den Stadtbehörden. Sie kritisierten deren Informationspolitik.

Vor sieben Jahren wurde Pro Regio Thun mit dem Ziel gegründet, eine Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) in Thun zu verhindern. Jedem, der heute über die Allmendstrasse fährt, wird aber sogleich klar, dass dieses Vereinsziel nicht mehr erreicht werden kann. "Thun erhält ein neues Wahrzeichen", sagte Vorstandsmitglied Susi von Känel zur Einleitung der Hauptversammlung mit ironischem Unterton. "Die KVA ist ein Riesenklotz geworden."

Dass der Unmut gegenüber diesem in Entstehung begriffenen und voraussichtlich im Jahr 2004 vollendeten "Klotz" ungebrochen gross ist, zeigte die Hauptversammlung vom Dienstag. Da die ordentlichen Geschäfte allesamt unbestritten waren, blieb für die 30 anwesenden Mitglieder viel Zeit zum Diskutieren. "Die Thuner Bevölkerung fühlt sich überfahren und übergangen", sprach Tagespräsident Martin Frank Klartext. Er rügte in seinem Votum die "ungenügenden Informationen" seitens der Bauherrin Avag und der Stadt Thun. In dieser Meinung wurde er von weiteren Votanten bestärkt. Man müsse den Verantwortlichen einmal "auf die Finger klopfen", meinte ein empörtes Vereinsmitglied.

Offenbar hat die Tatsache, dass die KVA nicht mehr verhindert werden kann und vom Bundesgericht letztinstanzlich abgesegnet wurde, bei manchen der insgesamt 300 Mitglieder zur Resignation geführt. So lautete jedenfalls das Fazit von Vereinskassier Eckhard Schmidt. "Einige Mitglieder zahlen ihre Beiträge nicht mehr, sie haben den Kampf gegen die KVA aufgegeben."

Resignation müsste aber, wenn es nach Marcus Sartorius geht, nicht sein. Der Anwalt zeigte in einem kurzen Referat mögliche rechtliche Schritte auch nach dem für Pro Regio Thun negativen Bundesgerichtsentscheid auf. Es bestehe nach wie vor die Chance, dass die Liegenschaftseigentümer für die durch die KVA verursachten Wertverminderungen entschädigt werden. "Die Lösung liegt im Nachbarrecht des Zivilgesetzbuches", erklärte Sartorius. Er nannte als mögliche Beispiele für eine Haftung der Avag das Entweichen von Ammoniak oder das "dauernde Stinken" im Umfeld der Anlage. "Ich kann Ihnen allerdings keine grosse Hoffnungen auf Erfolg machen", schränkte der Anwalt ein. Das Problem bei solchen Zivilklagen seien "grosse Beweisschwierigkeiten".

Viel zu reden gaben anschliessend die kürzlich veröffentlichten Messungen zur Luftqualität in der Region Thun. Pro Region Thun stört sich daran, dass keine Dioxin-Messungen durchgeführt wurden. "Es ist eine Frechheit von unseren Politikern, dass sie diesen wichtigen Schadstoff nicht erfassen liessen", ärgerte sich ein Redner. Der frühere Nationalrat Fritz Stalder wies die Versammlung auf die "noch immer ungelösten Verkehrsprobleme" hin. Die geplante KVA-Erschliessung sei "unvernünftig", der erwartete Lastwagenmehrverkehr "unerhört".

Die einzige positive Meldung des Abends kam von Margrit Rauber, einer KVA-Gegnerin der ersten Stunde. Sie präsentierte einen "einfachen Trick", mit welchem sich mittels eines Staubsaugers die Abfallsäcke vakumieren lassen. Dadurch könne, so Rauber, das Abfallvolumen massiv herabgesetzt werden. "Wir wollen ja die Avag nicht unnötig mit Sackgebühren unterstützen", meinte sie.

Sandro Genna


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03.06.2003