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HandelsZeitung: 3. April 2002, Nummer 14
Hausaufgaben sind erledigt

Bauschutt - Das Deponieren von Abbruchmaterial in Hinterhöfen oder in der freien Natur ist Vergangenheit. Die Bauwirtschaft holt sich mit ihrem Recyclingkonzept gute Noten.

Dass auf Baustellen jeweils gleich vier verschieden bemalte Abfallsammelmulden anzutreffen sind, hat Grund: Längst hat sich das vom Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) lancierte 4- Mulden-Konzept durchgesetzt. Mitte der 80er Jahre wurde mit der Trennung des Bauschutts gestartet, zuerst etwas zögerlich, dann aber, unter Druck des Gesetzgebers und des von diesem angekündigten Deponienverbots, mit beschleunigtem Tempo. Heute sind die Abfalltrennung am Entstehungsort und die Wiederverwertung Courant normal; kulturelle Hindernisse, auf dem Bau ob der Vielzahl fremdsprachiger Mitarbeiter Alltag, wurden mit geschickter Symbolführung und Ausbildung aus dem Weg geräumt.

Separiert wird in Ein-Stoff-Material (beispielsweise Altziegel), in inertes Material (Erde, Beton, Mauerwerk usw.), in brennbares Material (Bauholz) und in Mischmaterial. Und auch die zweite Stufe, die Rückführung des Abfalls in den Materialkreislauf, ist durchdacht organisiert. Peter Staub, Geschäftsführer des Abbruch-, Aushub- und Recycling-Verbandes Schweiz (ARV), Kloten: "Die Wiederverwertungsquote ist wesentlich höher, als von der breiten Öffentlichkeit vermutet wird. Wir gehen davon aus, dass heute mehr als 70% des Bauschutts einer Weiterverwendung zugeführt werden."

Das ist nicht wenig. Jährlich fallen in der Schweiz rund 11 Mio t Baumüll an, abhängig von der Konjunkturlage und damit der Bautätigkeit einmal etwas weniger, hin und wieder etwas mehr. Entsprechend der Bauauftragslage sind zudem die regionalen Differenzen beachtlich.

3 von 4 t Bauschutt gehören in die Kategorie inertes Material; die mineralischen Stoffe werden entweder zur Rekultivierung von ehemaligen Deponien und Kiesgruben eingesetzt, finden Verwendnung als Strassenkoffer oder werden, aufbereitet in speziellen Anlagen, als Zuschlagstoffe Beton oder Belagasphalt beigemischt. Bauholz wird in KVAs verbrannt.

"Kieskantonen" mangelt es an Sensibilität
Peter Staub verweist auf das flächendeckende Netz von Wiederaufbereitungsanlagen. Ihre Zahl schätzt er auf "mehr als 300". Nicht überall ist hingegen die Sensibilität gegenüber der Wiederverwertung von Bauschutt gleich hoch. Ohne die Kantone zu benennen, verweist Staub auf Gegenden, in denen Kies nach wie vor reichlich vorkommt. Staub: "Für diese Regionen wünschen wir uns eine noch höhere Bedeutung des Bauabfall- Recyclings." Dem nicht genug. Hin und wieder könnte der Gesetzgeber nach Meinung des ARV noch konsequenter auf die Durchsetzung der Vorschriften und Richtlinien pochen, meint Staub. Summa sumarum stellt der ARV der Branche aber ein gutes Zeugnis aus. Staub: "Die Hausaufgaben sind gemacht." An Arbeit mangelt es aber nicht. In nächster Zeit gehe es darum, bei den Bauherren - aber auch den Planern und Ingenieuren - die Akzeptanz für Recyclingmaterial zu erhöhen.

Und wie steht es mit der ökonomischen Seite der ökologischen Bestrebungen? Mehr Mühe als die Aufbereitungwerke bekunden die Bauschutt-Sortieranlagen; dass alle der rund 40 Anlagen schwarze Zahlen schreiben, wird in der Branche bezweifelt. Herausrücken mit Zahlen will hingegen niemand. Den Sortierern macht ausgerechnet die konsequente Abfalltrennung am Entstehungsort zu schaffen. Aufs Sortierband kommt nur noch, was vorher nicht ausgeschieden werden konnte.

Markus Köchli

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08.04.2002